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20.11.2025
Baur-Musikstiftung schenkt Stadtbibliothek Mainz musikhistorische Quelle zum Choralgesang

Die Wissenschaftliche Stadtbibliothek hat im Juli dieses Jahres eine großzügige Schenkung der Dr. Uwe Baur und Jutta Truber-Baur Musikstiftung erhalten, die vor wenigen Tagen im Beisein von Kulturdezernentin Marianne Grosse der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Es handelt sich um eine lateinisch-deutsche Pergamenthandschrift, die wahrscheinlich um das Jahr 1700 entstanden ist und Anweisungen zum gregorianischen Choral enthält. 

Der gregorianische Choral zählt seit weit über 1000 Jahren zum musikalischen „Markenkern“ der christlichen Kirche. Bis heute wird er vielerorts in Gemeinden und Klöstern gesungen. Benannt ist er nach Papst Gregor I., aber ob dieser ihn wirklich um 600 eingeführt hat, wie mittelalterliche Quellen behaupten, ist unklar. Über die Jahrhunderte hinweg durchliefen die Gesänge und ihre Rolle viele Veränderungen. In einigen Bistümern haben sich Sonderformen (Choraldialekte) etabliert, so auch in Mainz: Bis heute wird dieser Cantus Moguntinus in Kiedrich gepflegt.

Die Handschrift mit dem Titel „Instructio ad cantum choralem“, die im Sommer von der Baur-Musikstiftung ersteigert und der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek geschenkt werden konnte, vermittelt einen Eindruck von dem Variantenreichtum des Chorals. Sie enthält eine deutschsprachige Einführung in den Choralgesang und geht dabei auch auf Unterschiede „inter Cantum Coloniensem, Trevirensem & Moguntinum“ ein. Trotz des lateinischen Titels sind die meisten Inhalte in deutscher Sprache verfasst und wenden sich vor allem an Priester, damit sie sich auf die gesungenen Gottesdienste zu hohen Kirchenfesten vorbereiten konnten. 

Deutschsprachige Choralschulen sind im 18. Jahrhundert keine Seltenheit, allerdings ist dieses sorgfältig geschriebene Pergamentmanuskript für die Zeit sehr ungewöhnlich. Mit der Einarbeitung und der Digitalisierung der „Instructio ad cantum choralem“ wird eine bislang unbekannte Quelle zur Choralpraxis im 18. Jahrhundert zugänglich gemacht, die nicht nur für die Forschung wertvolle Aufschlüsse verspricht. Der gut lesbare Text in deutscher Sprache bietet für alle Interessierten spannende Erkenntnisse: Neben den Unterschieden zwischen den Choraldialekten in Mainz, Köln und Trier gibt er beispielsweise auch Auskünfte darüber, wie schnell die verschiedenen Typen von Choralnoten zu singen sind.

Ein Besitzvermerk belegt, dass die Handschrift im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert im Besitz zweier Pfarrer in Eversberg in Westfalen war. Der ältere von beiden, Johann Adam Dahm, kam aus Bonn, wo die Handschrift möglicherweise um 1700 entstanden sein könnte. Ein Wissenschaftlerteam bestehend aus Jana Bisová, Silja Geisler, Franz Stephan Pelgen und Klaus Pietschmann arbeitet an der genaueren Einordnung der Quelle.

Die Musikhandschrift ist als Digitalisat kostenfrei unter www.dilibri.de zu finden oder steht im Original zur Benutzung im Lesesaal der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek zur Verfügung.

Foto: Marianne Grosse (Kulturdezernentin der Landeshauptstadt Mainz), Prof. Dr. Klaus Pietschmann (Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Vorsitzender der Dr. Uwe Baur und Jutta Truber-Baur Musikstiftung), Dr. Stephan Fliedner (Direktor der Bibliotheken der Stadt Mainz) © Stadtbibliothek Mainz, Silja Geisler


Zweitägige Tagung des Instituts für Musikwissenschaft und Musikpädagogik der Universität Koblenz und des Instituts für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz in Verbindung mit der Dr. Uwe Baur und Jutta Truber-Baur-Musikstiftung

Freitag/Samstag, 20./21. September 2024
Historischer Saal des Rathauses Koblenz

Mittel- und Ausgangspunkt der geplanten Tagung ist die (Residenz)Stadt Koblenz, Sitz des letzten Trierer Kurfürsten Clemens Wenzeslaus. Musikalisch höchst ambitioniert, beherrschte er selbst mehrere Instrumente und räumte der Musik einen wichtigen Platz im höfischen Leben ein. Die Hofkapelle wurde vergrößert, aus Augsburg engagierte er den Italiener Pietro Pompeo Sales als musikalischen Leiter, und in der Folge wurde nicht nur italienisches Arienrepertoire im Rahmen von Akademien präsentiert, es kam auch zur Aufführung von geistlichen Oratorien. 1787 wurde das Theater eröffnet, jedoch nicht vom Kurfürsten, sondern von Hofrat Franz-Joseph Schmitz auf dessen Kosten betrieben.

Nach der Besetzung durch die Franzosen, die das Theater 1794 schlossen, und dem Untergang des Alten Reichs begann ein neues Zeitalter, mit dem sich auch das Musikleben in der Stadt grundlegend änderte. 1808 wurde das Musikinstitut Koblenz als bürgerliche Initiative gegründet, und seine regelmäßige Konzertpflege hat bis heute Bestand. Das Theater wurde 1814 wiedereröffnet, aber erst 1867 von der Stadt Koblenz übernommen.

Die Beiträge der Koblenzer und Mainzer Kolleg:innen werfen Schlaglichter auf die spannende Zeit vom höfischen zum bürgerlichen Musikleben. Fokus ist jeweils die Frage der Rezeption italienischer Musik – in Akademien bei Hof, im Konzertsaal und im Theater.
Mit dieser Tagung präsentiert sich die Dr. Uwe Baur und Jutta Truber Baur-Musikstiftung erstmals mit einer eigenen Veranstaltung in der Heimatstadt ihres Stifters Koblenz.


Am 26. März, um 17.00 Uhr wird die Komposition „Der Tod Jesu“ von Georg Anton Kreusser (1746–1810) zu hören sein, der unter Erzbischof Friedrich Karl Joseph von Erthal kurmainzischer Konzertmeister und Kapellmeister war. Karten gibt es u. a. im Infoladen des Bistums Mainz.
Die Veranstaltung wird von der Dr. Uwe Baur und Jutta Truber-Baur Musikstiftung unterstützt.

Pressespiegel:
Eva Pobeschin, Eine Entdeckung: „Der Tod Jesu“ von Georg Anton Kreusser wird in Mainz aufgeführt, in: SWR2 (online)